Mein erster Gedanke vor der Pressevorführung: Hier nimmt ein Unternehmen oder seine PR-Agentur den Mund ganz schön voll: „YERKA Bikes ist Hersteller des weltweit ersten und einzigen diebstahlsicheren Fahrrads.“ Doch nachdem Eduardo Siebert, der Brand Strategy Manager, an einem Pfahl auf St. Pauli (dem Hamburger Viertel mit einer der höchsten Klauraten der Stadt) demonstriert hat, wie schnell das Rad angeschlossen ist, bin ich doch beeindruckt. Deshalb muss ich nach der Vorführung sagen, dass YERKA eine ziemlich sichere Lösung gefunden hat.
Fahrrad und Schloss in einem
Das Bike hat ein pfiffiges Sicherheitssystem und ist Fahrrad und Schloss zugleich. Das Unterrohr des Stahl-Rahmens ist geteilt und wird von einem Drehgriff zusammengehalten. Wird dieser Verschluss geöffnet, können oberes und unteres Teilstück des Rahmens zur Seite geklappt werden. Jetzt kommt der Clou: Die Sattelstütze passt in zwei Bohrungen und verbindet die Teilstücke, rastet ein und wird so zum eigentlichen Schloss. Oberrohr, Unterrohrteile und die Stütze klemmen das Bike am Pfahl fest. Die Verbindung kann nur mit einem Schlüssel wieder gelöst werden.
Dennoch bin ich skeptisch. Aber Eduardo hat gute Argumente: Wenn die Teilstücke des Unterrohrs zerstört würden, wäre das Rad nicht mehr fahrtüchtig. Auch ein Abmontieren des Sattels nützt nichts, die Verbindung von Unterrohren und Sattelstütze bleibt bestehen. In jedem Fall wäre das Rad nach der Zerstörung des Schlosses für den Dieb praktisch wertlos. Auch die Reifen sind gesichert. Die Radmuttern können nur mit jeweils individuellen Adaptern gelöst werden.
Fahrraddieben das Leben schwer machen

Bei der Vorführung wurde die Version zwei des Bikes gezeigt, dessen Technologie patentiert ist. Entwickelt wurde das erste Rad bereits 2012 in einem Universitätsprojekt an der Universidad Adolfo Ibánẽz in Santiago de Chile. Zuvor war dem damaligen Studenten und späteren Gründer Andrés Roi wiederholt sein Fahrrad gestohlen worden. Mit zwei seiner Kommilitonen, beide Studenten der Ingenieurwissenschaft, suchte er nach einer technologischen Lösung, um Fahrraddiebstählen entgegenzuwirken.
Das Fahrrad gibt es in vier verschiedenen Rahmengrößen – 50, 54, 58, 61 Zentimeter, drei Farben – schwarz, türkis, magenta – und mit zwei unterschiedlichen Gangschaltungen – Single Speed und Dreigang. Ein gutes Detail zur passiven Sicherheit: Die Reifen reflektieren im Dunkeln. Das Gewicht: 12 Kilo. Die Preise: 549 Euro für das Single Speed und 649 für das Dreigang-Bike. Das Bike wird online verkauft, in Hamburg gibt es auch eine Verkaufsstelle: Fahrrad Café St. Pauli-Schlump. Demnächst wird ein weiterer Shop in Berlin eröffnet.
Wo es Probleme geben könnte: Wenn ein Laternenpfahl zu dick ist oder Fahrradständer zu niedrig, muss man sich auf die Suche nach einem Anschluss machen. Oder wenn zu viele YERKA Bikes verkauft werden und in der Stadt die Pfeiler ausgehen. Und wahrscheinlich kommen findige Diebe noch auf eine andere Lösung – wie noch bei jedem Schloss.
Captain Gadgets Wertung:

