Autos, Raketen, erneuerbare Energie – wenn einer den Titel Mr. Gadget verdient, dann ist es Elon Musk. Der gebürtige Südafrikaner ist mit dem Verkauf seiner ersten Start-ups, Zip 2 an Compaq und PayPal an eBay, reich geworden. Mit dem Geld konnte er seine eigentlichen Träume verwirklichen: Raumfahrt und nachhaltiger Transport. Mit seinem Unternehmen Space X ist er auf dem Weg ins All schon große Schritte vorangekommen. Falls die Menschheit mal gezwungen sein sollte, diesen Planeten verlassen zu müssen, will Musk Alternativen bieten. Er will erleben, dass Menschen ihren Fuß auf den Mars setzen. Damit wir aus ökologischen Gründen nicht zur Flucht gedrängt werden, arbeitet der Unternehmer an erneuerbaren Energien. Kohle und Öl für Stromgewinnung und Transport zu verbrennen, hält er für falsch.
Gigantische Batteriefabrik
Mit Tesla baut Elon Musk Elektroautos der Oberklasse, die komplett CO2-frei fahren. Die dazu benötigte Energie soll über Solarzellen erzeugt und in Batterien (Powerwall/Powerpack) gespeichert werden. Dazu baut er derzeit in der Wüste von Nevada, nahe der Stadt Reno, die weltgrößte Batteriefabrik, die mit einer Million Quadratmeter Nutzfläche so groß wird, dass sie den Namen Gigafactory zu Recht trägt. Vertrieben wird die Hausbatterie in den USA ab Sommer 2015 von Solar City, dem größten Solarenergie-Provider des Landes. Das Unternehmen, bei dem Musk Aufsichtsrat und Anteilseigner ist, leiten seine beide Cousins Peter und Lyndon Rive.
Elon Musk Biografie
Musk wird oft mit Apple-Gründer Steve Jobs verglichen. Ich halte das für angebracht. Mit gerade mal 43 Jahren hat Musk tatsächlich etliche Anstöße geliefert, unsere (Wirtschafts-) Welt zu verändern. Somit trägt die Biografie von Ashlee Vance den passenden Titel: Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie. Vance ist Wirtschaftsjournalist bei Bloomberg und stammt wie Musk aus Südafrika. Das mag geholfen haben, war für das Buchprojekt jedoch nicht der Türöffner. Das war die Beharrlichkeit des Autors, die Musk gefiel. Immer wieder fragte Vance für Interviews zur Biografie an. Unter der Voraussetzung, dass Musk Fußnoten und somit seine Sicht der Dinge ins Manuskript redigieren dürfe, sagte der Unternehmer zu. Aber auch diese Bedingung konnte Vance bei einem persönlichen Gespräch „wegverhandeln“ und so entstanden 40 Stunden Interviews mit Elon Musk sowie Familienmitgliedern, Freunden und beruflichen Weggefährten.
Hart zu sich und anderen
Natürlich stürzen sich etliche Medien vor allem auf griffige Anekdoten, die das Bild eines harten Hunds zeichnen. Einem Tesla-Mitarbeiter, der eine Veranstaltung wegen der Geburt seines Kindes versäumte, schrieb Musk per Mail: „Das ist keine Entschuldigung. (…) Wir verändern die Welt und die Geschichte und entweder sind Sie dabei oder nicht.“ Oder auch „Urlaub machen, bringt dich um.“ Hinter der Aussage, die ihn als Workaholic beschreibt, steckt jedoch eine ernste, lebensbedrohliche Erfahrung. Ende 2000 machte Musk mit seiner Frau Justine Urlaub, in einem Wildreservat in Afrika. Dort infizierte er sich mit Malaria-Tropica, eine der schwersten Formen der Krankheit. Er verbrachte zehn Tage auf der Intensivstation eines Krankenhauses und die endgültige Heilung dauerte sechs Monate, in denen er viel Gewicht verlor. „Ich kam dem Tod sehr nahe“, sagt er rückblickend.
Jemand, der die globale Autoindustrie aufmischt, mit einem Raketenunternehmen zum wichtigsten Zulieferer der NASA wird und auch für die Bundeswehr Satelliten ins All schießt, darf man sich wohl kaum als zurückhaltend, sanften Charakter vorstellen. Das wäre naiv. Der barsche Umgangston ist nicht auf Untergebene beschränkt. So spricht Musk auch mit hohen Militärs, Vertretern der NASA und Beamten von anderen US-Behörden. „Sein größter Feind wird immer er selbst und sein Umgang mit Menschen sein“ wird ein namentlich nicht genannter Ex-Beamter im Buch zitiert.
Schwere Kindheit in Südafrika
Musk verbrachte seine Jugend in einem Südafrika, das von Apartheid geprägt war. Die Mutter stammt aus Kanada und arbeitete als Model, später auch als Ernährungsberaterin. Der Vater war Ingenieur. Musk hat einen Bruder und eine Schwester. In der Schule ist der Junge ein Einzelgänger. Er steckt seine Nase lieber in Bücher, experimentiert mit Raketen und programmiert Computer-Spiele. Nach der Scheidung der Eltern ziehen Elon und sein Bruder Kimbal zum Vater. Die Schwester bleibt bei der Mutter. Über das Verhältnis zum Vater will Musk mit dem Biografen nicht sprechen, nur so viel: „Es wäre sicher angemessen, zu sagen, dass ich keine gute Kindheit hatte. Es fehlte nicht an Gutem, aber es war keine glückliche Kindheit. (…) Er (der Vater – die Red.) ist kein glücklicher Mensch. Ich weiß nicht … Scheiße … Ich weiß nicht, wie man so werden kann. Es würde einfach zu viele Probleme machen, wenn ich Ihnen mehr erzählen würde“, sagt Musk seinem Interviewer. Musk und seine Ex-Frau Justine schworen sich, dass ihre Kinder den Großvater nie kennenlernen werden. Eine drastische Maßnahme, doch wenn man bedenkt, dass Musk mit 17 Jahren auf eigene Faust Südafrika verlässt und nach Kanada mit Ziel USA auswandert, kann man sich vorstellen wie glücklich seine Jugend war.
Vance beschreibt ausführlich den Weg vom Studenten, Start-up-Gründer bis zum erfolgreichen Multi-Unternehmer. Zu den frühen Tesla-Investoren zählen auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin. Da Musk jede Woche zwischen seinem Büro bei Space X in L.A. und Tesla in Freemont im Silicon Valley pendelt, benötigt er dort eine Schlafgelegenheit. „Er ist auf gewisse Weise obdachlos, was ich irgendwie lustig finde”, sagt Larry Page. Schließlich handelt es sich um einen Multimillionär, der sich ein weiteres Haus oder eine Hotel-Suite durchaus leisten könnte. Doch pflegt Musk auf diese Weise seine sozialen Kontakte und kann mit Page über Ideen fachsimpeln. „Er schickt eine E-Mail und schreibt: ›Ich weiß nicht, wo ich heute schlafen soll, kann ich rüberkommen?‹ Aber einen Schlüssel oder so habe ich ihm aber noch nicht gegeben“, so Page
Fazit
Wer sich erstmalig mit Elon Musk beschäftigt, erfährt in der Biografie viele interessante Anekdoten und Begebenheiten aus dem Leben des ungewöhnlichen Unternehmers. Wer allerdings die Berichterstattung, u.a. von Ashlee Vance, in den Medien regelmäßig verfolgt, erfährt auf den 368 Seiten nicht viel Neues. Etliche Zitate aus Mails oder von Augenzeugen sind nett, aber eben auch nur schmückendes Beiwerk zur Lebensgeschichte. Was mich an der Biografie jedoch am meisten irritiert, ist die Sprache. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung ins Deutsche oder am Original liegt, aber bei etlichen Anekdoten verpuffen die Pointen, es fehlt der Sprachwitz und manchmal weiß man einfach nicht, was der Autor mit der Schilderung dieser Szene zum Ausdruck bringen will. Die Biografie ist im FinanzBuch-Verlag erschienen (ab 20. Mai 2015) und kostet 19,99 Euro in der gebundenen Version oder 15,99 Euro für die eBook-Variante.