Alle Medien an einer Stelle. Eigentlich ist ein Medienserver der Traum eines jeden Digital-Nomaden: Fotos, Filme und Musik liegen nicht mehr verteilt auf Desktop-Rechner, Laptop, Smartphone und Kamera, sondern laufen auf einer einzigen Festplatte im Wohnzimmer zusammen. Außerdem hat man Zugriff von Online-Mediendienste. Soweit die Idee.
Ausprobiert habe ich das mit dem Media Player MD 272 des niederländischen Herstellers Sitecom mit einer zwei Terabyte großen Festplatte. Die kleine (23 x 15 x 6 cm) aber schwere Kiste (immerhin 1,5 kg) passt im Salon perfekt unter den Fernseher. Dafür ist die kompakte Fernbedienung mit 27 Knöpfen eine Beleidigung für das Ästheten-Auge. Wer ein iPhone sein Eigen nennt, sollte auf die kostenlose Fernbedienungs-App iMedia Remote ausweichen, deren Benutzeroberfläche ist zwar genauso unübersichtlich und häßlich, aber die liegt nicht dauerhaft im Salon herum. Überhaupt, wer eine Vorliebe für gut und innovativ gestaltete Benutzeroberflächen hat, muss bei Sitecom sehr tapfer sein.
Anschlüsse am Media Player
Dafür ist der glänzende schwarze Kasten ein Anschlußwunder: Für einen Monitor oder Fernseher gibt es einen HDMI- (1.3a), einen Komponenten- (YPbPR) und einen Composite-Ausgang samt Audioanschluss. Digitaler Ton kann per optischem (S/PDIF) oder koaxialem (Chinch) Ausgang an eine Surround-Anlage übertragen werden. Hinein kommen die Daten per Netzwerk bzw. Internet über den Ethernet-Anschluss oder mit einem USB-WLAN-Stick (nicht mit dabei) an einem der beiden USB-Anschlüsse. Daran kann man natürlich auch externe Festplatten oder DLNA-fähige Medienserver anschließen. Der MD 272 stellt automatisch Verbindungen zu anderen UPnP-fähigen AV-Geräten im Netzwerk her. Oder man kopiert Daten vom Rechner mit einem USB-Kabel, wobei der Stecker Typ B in den Media Player kommt, Sitecom nennt das PC-Link. Einen Schacht für Foto-Speicherkarten gibt es nicht.
Mögliche Formate
In Sachen Formaten verarbeitet das Gerät bei Filmen Mpeg 1, 2 & 4 (ASP, AVC HD/H264), WMV9, VC-1, MKV, AVI, DivX, VOB/ISO/IFO, DVR-MS, ASF, MOV und DAT; bei Musik MP 2 + 3, WAV/PCM/LPCM, AAC (Mpeg 4), AC3 (Dolby), FLAC, WMA, WMA Pro und OGG sowie bei Fotos GIF, BMP, JPEG, TIF/TIFF und PNG. Da bleiben wenig Wünsche übrig. Im Test war die Filmwiedergabe einwandfrei, der Media Player gibt die volle HD-Auflösung (1080p) wieder. Bei einer Unterbrechung (Pause) merkt sich die Software die Wiedergabeposition im Film. Über einen Info-Knopf kann man Bildauflösung und Tonqualität der Datei anzeigen lassen. Falls der Film nicht formatfüllend ist, vergrößert man mit der Lupentaste die Ansicht. Beim Vorspulen springt man in Temposchritten bis zu 32x weiter.
Filmwiedergabe
Per Ethernet-Verbindung konnte ich im Netzwerk direkt Film-Dateien von einem Rechner auf den Medienserver schieben. Woran es lag, war nicht festzustellen, aber die Übertragungsgeschwindigkeit fiel dabei eher unterdurchschnittlich aus. Noch größer war die Enttäuschung nach dem Einschalten des Media Players. Da geht es gar nicht um die 80er-Jahre-Gestaltung der Benutzeroberfläche und des Menüs, sondern um die Filme. Obwohl die “Autoerkennung” der Inhalte aktiviert war, musste ich einen manuellen Suchlauf starten, damit alle neuen Filme und Bilddateien erkannt wurden. Danach wurden die Filme zwar mit dem Dateinamen aber ohne Vorschaubild angezeigt. Es gibt nur eine Platzhaltergrafik für Videos. Wer ein Vorschaubild zum Film möchte, muss zusätzlich ein Foto (.jpg) in den Ordner legen.
Webdienste
Neben Musik, Fotos und Filmen hat man mit dem Media Player auch Zugriff auf Online-Inhalte. Dazu zählen die Bilderdienste Google Picasa und flickr. Man kann Videos bei YouTube und Mediafly anschauen und Internetradio via vTuner anhören. Sogar auf Webseiten wie Facebook, BBC, ESPN und Yelp hat man Zugriff, wobei ein Login ohne Tastatur eine Herausforderung ist. Von Sitecom gibt es noch eine zweite iPhone-App: iMedia Control erkennt DLNA-fähige Geräte im Netzwerk, so wurde der Medienserver der fritz-Box sofort erkannt. Mit der App hat man Zugriff auf die dortigen Inhalte.
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Captain Gadgets Wertung:

